Es fühlte sich besonders gut an, wenn ich gute Arbeit geleistet hatte. Wenn ich morgens mein Bett ordentlich gemacht habe und ich in meinem Job alle geplanten Aufgaben gut lösen konnte, dann habe ich mir ein Feierabendgetränk verdient.
Komme ich nicht nur meiner betriebswirtschaftlichen, sondern auch volkswirtschaftlichen Verantwortung nach, werfe ich mich nach einem erfolgreichen Arbeitstag ins Getümmel, konsumiere etwas Bedarfsgerechtes, Kultiviertes oder Trendiges, knüpfe Kontakte, betreibe Sport, musiziere, tanze, bringe mich kreativ ein, helfe Pflanzen beim Fortpflanzen oder pflanze mich selbst fort. Je nachdem, was für mein Wohlbefinden gerade sinnvoller ist.
In jedem Fall darf ich mir als verantwortungsvolle und leistungsstarke Mitbürgerin das Risiko gönnen, alltäglichem Zellgiftkonsum mit möglichst wenig Krankheitslast legal, erwartungsgemäß und wünschenswert ohne schlechtem Gewissen zu frönen. Die Krankheitslast sollte ich durch Sittlichkeit und Vernunft im Alter eindämmen können. Eine erfolgreiche und professionelle Dame weiß eigentlich, wie sie sich ab 40 verhalten sollte. Wenn sie charakterstark ist, hält sie ihre Laster und sich selbst im Griff.
Heute genießen wir das Leben, Prost!
Heute ist alles egal, Prost!
Heute geht es nur um uns, Prost!
Nichts mehr müssen müssen, Prost!
Endlich wieder können dürfen, Prost!
In Kreisen, in denen sich Mensch regelmäßig unter der Woche Konsum hochpreisiger Produkte (auch tagsüber) leisten kann, z.B. in der Nähe des Arbeitsplatz, zuhause oder unter Gemeindemitgliedern, Netzwerkenden od. Freund*innen, da leisten Menschen gerne zeitlos miteinander und fühlen sich gemeinsam wertvoll, zugehörig und geliebt. Gerade das wollen wir besonders feiern! Unser Wir, dass nicht nur Leistung, sondern auch Erfüllung und Lebensfreude bringt.
Tag der Arbeit ist auch Tag des Alkohol und Tag der Liebe für mich.
Ich habe es meistens sehr geliebt zu arbeiten und passe heute auf mich auf.
Ich glaube es gibt einen Zusammenhang zwischen Alkoholismus und Wirtschaftswachstum in Deutschland seit den 1950er bis in die 2000er.
Ich glaube, dass das Hashtag#Feierabendbier, die normative Kultivierung, und Kommerzialisierung wie wir sie in Deutschland mit Alkohol in unserer Identität, Kultur, Familienrituale, Arbeitsleben und Freizeitgestaltung kommunikativ integriert bekommen haben, Auswirkungen auf unser Bruttoinlandsprodukt hatte. Gleichzeitig sorgte die Stigmatisierung von Alkoholproblemen und kulturell manipulierende Alkoholkommunikation sowie Politik (begleitetes Trinken für Kinder mit ihren Eltern / "Vorbildern" ab 14 Jahren) für mentale, emotionale, physische und psychische Belastungen, Folgestörungen frühe Todesfälle und etliche Arbeitsausfälle, jährlich 57 Mrd. Euro Kosten.
Manche sprechen unvermeidlich von Krebs und sinkender Produktivität und halten diese Phänomene zu weit weg von Alkohol. Ich glaube, das geht an der Lebensrealität vieler Menschen vorbei.
Was meint ihr?